Ökumenisches Christsein
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Reageerkatholischen Kirche, die Kirche Jesu Christi zu sein
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? Die päpstlichen Charakterisierungen
der Aufgaben des kommenden Konzils oszillieren zwischen inner-römisch-katholischer
Reform und ökumenischem Einheitstreben
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. Bald wird es allerdings klar, dass im
Gegensatz zu manchen hochgespannten Erwartungen das Konzil kein Unionskonzil sein
wird
4
.
In diesem Kontext der Suche nach der Einheit der Kirche gründete Johannes XXIII. am 5.
Juni 1960 durch das Motu proprio "Superno Die nutu" das Sekretariat zur Förderung der
Einheit der Christen (1988 zum Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen
umbenannt), das eine entscheidende Rolle auf dem Konzil später spielte. Der
Ökumenismus hatte damit den Rang einer kirchlichen Aufgabe erreicht.
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Der Papst
ernannte als dessen ersten Leiter den späteren Kardinal Bea und als ersten Sekretär auch
den späteren Kardinal Jan Willebrands zusammen mit 12 Bischöfen und 15 Ökumenikern.
Ganz entscheidend für die Entwicklung des Konzils nicht nur in Bezug auf die Ökumene
war die Anwesenheit von Beobachtern aus verschiedenen Kirchen in den verschiedenen
vier Sitzungen (in der letzten Sitzung waren sie mehr als hundert), die obwohl ohne Rede-
und Stimmrecht, durch intensive Kontakte und besonders durch das Sekretariat den
Verlauf des Konzils stark beeinflussten. Auch nur durch ihre bloße Präsenz in einer
zentralen Stelle der Konzilsaula wurden die katholischen Bischöfe daran erinnert, dass das
Christentum viel breiter als die katholische Kirche ist.
4. Das Dekret
Unter den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzil sind 4 Konstitutionen, 3 Erklärungen
und 9 Dekrete zu finden. Anders als eine Konstitution beschäftigt sich ein Dekret nicht mit
theologischen Grundlagen, welche es voraussetzt, sondern formuliert Richtlinien für das
Leben des Glaubens, in diesem Fall für die ökumenische Haltung und das ökumenische
Verhalten der Katholiken
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. Insofern gibt es eine Interaktion zwischen Konstitutionen und
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Vgl. Peter Neuner, Das Dekret über die Ökumene
Unitatis Redintegratio
, in: F.X. Bischof – S. Leimgruber (Hg.),
Vierzig Jahre II. Vatikanum. Zur Wirkungsgeschichte der Konzilstexte. Würzburg 2004, 118.
3
Bernd Jochen Hilberath, Unitatis Redintegratio, in Peter Hünermann - Bernd Jochen Hilberath (Hg.), Herders
Theologisches Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg im Br., 74.
4
Vgl. Neuner, 120: "Anders als noch beim I. Vatikanum erging nicht einmal eine formelle Einladung zur Teilnahm
an die nicht-römischen Kirchen, auch nicht an die von Rom getrennten Ostkirchen".
5
René Girault, Die Rezeption des Ökumenismus, in Hermann J. Pottmeyer- Giuseppe Alberigo – Jean-Pierre
Jossua (Hg.), Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils. Düsseldorf 1986, 184.
6
Vgl. Hilberath, 104.