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Pablo Argárate

und Versammlungen, die letztendlich zur Gründung des Weltrats der Kirchen im Jahr 1948

führten. Diese langjährige und komplexe Suche wird als "Ökumenische Bewegung"

bezeichnet.

Die Katholische Kirche hat fast bis zur Zeit des Konzils daran jedoch nicht teilgenommen

und verstand die Einheit als eine Rückkehr der getrennten Christen zur Mutterkirche, weil

es außerhalb dieser Kirche kein Heil gibt. Deswegen war ihre Reaktion gegenüber der

ökumenischen Bewegung ganz kritisch. So verbot sie durch das Heilige Offizium den

Katholiken die Mitarbeit an ökumenischen Vereinigungen (1919). Noch schärfer verurteilt

die Enzyklika

Mortalium Animos

von Pius XI (1928) den entstehenden Ökumenismus. Sie

ist ein kompromissloses Dokument der Rückkehr-Ökumene. In einer anderen höchst

relevanten Enzyklika

Mystici Corporis

(1943) ist die Kirche mit der Katholischen Kirche

deckungsgleich und außerhalb der Grenzen dieser katholischen Kirche ist keine kirchliche

Wirklichkeit zu finden. Sie versteht sich als "societas perfecta" im Sinne, dass sie die

anderen nicht braucht, um sie selbst Kirche Jesu Christi zu sein. Von dieser Perspektive her

gibt es demnach neben der katholischen Kirche außer den Nichtchristen nur Häretiker und

Schismatiker.

Trotzdem besonders nach dem Weltkrieg findet eine gewisse Oszillation und eine

kopernikanische Wende in der offiziellen Stellungnahme statt. In der Instruktion "Ecclesia

Catholica" des Heiligen Offiziums (1949) wird die ökumenische Bewegung als ein Zeichen

des Heiligen Geistes gewürdigt. Das ökumenische Anliegen ist eines der ganzen Kirche

und die Bischöfe werden darin aufgefordert, diese Bewegung zu fördern und sie wachsam

zu begleiten.

In diesem ambivalenten Zusammenhang kündigt überraschenderweise zehn Jahre später,

am Fest der Bekehrung des Paulus und zum Abschluss der Weltgebetsoktav für die Einheit

der Christen, Johannes XXIII. die Einberufung eines "ökumenischen" Konzils an.

3. Das Konzil

Was ist ein „Ökumenisches“ Konzil? Was wurde damals darunter verstanden? Zunächst

muss man eine Schwankung in den Formulierungen feststellen. Während die Textfassung

von einem "allgemeinen" Konzil spricht, erscheint "ökumenisch" in der offiziellen Version.

In der Zeit vor dem Konzil war es nicht klar, was das Adjektiv „ökumenisch“ in Bezug auf

das Konzil bedeutete. War es ein Unionskonzil? In diesem Fall, wie wäre dies von den

anderen Kirchen wahrgenommen worden? War es ökumenisch im Sinne der Suche nach

der Einheit oder impliziert dieses Adjektiv den Anspruch und zugleich die Bestimmung der