Ökumenisches Christsein
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ReageerGottes. So schließt sich der Text mit dem Hinweis auf das Geheimnis des dreifaltigen
Gottes genauso wie der Anfang des Dekrets trinitarisch war.
5. Rezeption
Im Abschnitt von zehn Jahren versucht man immer das Konzil wieder neu zu betrachten.
In diesem Zusammenhang erscheint angebracht, ein halbes Jahrhundert nach dem II.
Vatikanum Bilanz zu ziehen. Wie sehen wir heute jenes großes Ereignis nicht nur für die
Katholische Kirche, sondern auch für die anderen Kirchen, für die Ökumene und
letztendlich auch für die Gesellschaft und für die Welt? In der letzten Zeit kam oft eine
Revidierung des Konzils in den Vordergrund. Es ist die Rede von Kontinuität oder Bruch
mit der Tradition. Hier werden vor allem Fragen der Liturgie, der Ökumene und der
Religionsfreiheit am meisten in den Vordergrund gebracht. Auch nicht selten versucht
man, die Verbindlichkeit eines „Dekrets“ gegenüber einer Konstitution zu relativieren oder
herunterzuspielen. Man muss jedoch feststellen, dass es Konzilen, wie z. B. das Konzil von
Trient gab, die fast ausschließlich aus Dekreten bestehen.
Was die Interpretation des Konzils bzw. eines Konzils angeht soll es Kardinal Kasper nach
auf der Basis von drei Prinzipien ausgelegt werden: 1) historische Interpretation 2) im
Lichte der Tradition, und nicht zuletzt höchst relevant ist 3) die Rezeption eines Konzils
(Konzilsformulierungen sind offen)
15
.
In Bezug auf die Ökumene findet man in der Rezeption des Konzils und des Dekretes
unterschiedliche Phasen. Nach einem starken Enthusiasmus in den 60er und 70er lässt ab
den 80er Jahren diese Begeisterung nach und man kommt oft zu etwas, das als
"Ökumenischer Winter" bezeichnet wurde. Es ist hier anzumerken, dass dies nicht nur die
Katholische Kirche, sondern auch die anderen betrifft. Nach der anfänglichen Phase der
Öffnung und der Experimente erfährt man in den letzten Jahren, der Prozess der
Annäherung sei zu langsam und Ungeduld wächst. Nicht selten spürt man sogar
Misstrauen den Anderen gegenüber
16
. Zugleich und vielleicht deswegen akzentuiert sich
die Suche in den verschiedenen Kirchen nach der eigenen Identität in der eigenen
Tradition. Statt Enthusiasmus herrscht nun Nüchternheit, ja nicht selten Pessimismus in
Bezug auf die Erreichung der Einheit der Kirche. Diese Transformation ist kein exklusives
15
Vgl. Walter Kardinal Kasper. Wege der Einheit. Perspektiven für die Ökumene. Freiburg i.Br. 2004, 21-25.
16
Vgl. Walter Kardinal Kasper. Wege der Einheit, 16.