Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  12 / 18 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 12 / 18 Next Page
Page Background

12

Pablo Argárate

Phänomen der Ökumene, sondern begleitet die Entwicklung der Kirche(n) und nicht

zuletzt der Welt.

Wenn wir die Dokumente der Katholischen Kirche in Bezug auf die Ökumene betrachten,

kommt nach dem Ökumenismusdekret zunächst das

Ökumenisches Direktorium

(1967-

1970, und in einer überarbeiteten Fassung 1993), welches das ökumenische Anliegen des

Konzils und des Dekretes in das Leben der Kirche umsetzen wollte.

Dreißig Jahre nach dem Konzilsende veröffentlicht Papst Johannes Paul II die

bedeutungsvolle und an manchen Stellen kühne Enzyklika

Ut Unum Sint

(1995), welche

das persönliche Zeugnis des polnischen Papstes über die Unumkehrbarkeit des

ökumenischen Weges für die Katholische Kirche vortrug

17

. Während sie im ersten Kapitel

auf die wichtigsten Einblicke von UR blickt, konzentriert sich das zweite Kapitel auf den

ökumenischen Dialog und betont die Bedeutung der Taufe als Band der Einheit. Es ist

auch in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Katholische Kirche den ökumenischen

Dialog mit Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, nicht nur mit von ihr getrennten

Christen führt. Dieser Dialog ist also auf das Wachstum der Gemeinschaft im Glauben

angelegt. Hier sieht man Stufen im Wachstum, etwa wenn sie die Beziehung zu den

orthodoxen Kirchen anders als die zu den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen

und Gemeinschaften bewertet. Am brisantesten ist die Frage des Primats, welche die

Enzyklika ins Gespräch bringt. Es geht hier darum, die Frage der ökumenischen Funktion

des Amts des Bischofs von Rom in den Dienst an der Einheit der Kirche neu zu denken

18

.

Dazu fordert der Papst die Kirchen und ihre Theologen zu einem brüderlichen Dialog auf.

"Der Heilige Geist schenke uns sein Licht und erleuchte alle Bischöfe und Theologen

unserer Kirchen, damit wir ganz offensichtlich miteinander die Formen finden

können, in denen dieser Dienst einen von den einen und anderen anerkannten

Dienst der Liebe zu verwirklichen vermag. Eine ungeheure Aufgabe, die wir nicht

zurückweisen können und die ich allein nicht zu Ende bringen kann“

19

17

Mit dem II. Vatikanischen Konzil hat sich die katholische Kirche

unumkehrbar

dazu verpflichtet, den Weg der

Suche nach der Ökumene einzuschlagen (UUS 3).

18

P. Neuner, 137: "Der Papst stellt sogar fest, dass sich die Form der Primatsausübung ändern könne und müsse,

damit dieses Amt der Einheit der Christenheit dient. Er bittet die kirchlichen Verantwortlichen und die Theologen

'über dieses Thema mit mir einen brüderlichen geduldigen Dialog aufzunehmen' [UUS 96], weil er und die

römische Kirche allein diese Aufgabe nicht erfüllen können".

19

UUS, 95-96.