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Pablo Argárate
Phänomen der Ökumene, sondern begleitet die Entwicklung der Kirche(n) und nicht
zuletzt der Welt.
Wenn wir die Dokumente der Katholischen Kirche in Bezug auf die Ökumene betrachten,
kommt nach dem Ökumenismusdekret zunächst das
Ökumenisches Direktorium
(1967-
1970, und in einer überarbeiteten Fassung 1993), welches das ökumenische Anliegen des
Konzils und des Dekretes in das Leben der Kirche umsetzen wollte.
Dreißig Jahre nach dem Konzilsende veröffentlicht Papst Johannes Paul II die
bedeutungsvolle und an manchen Stellen kühne Enzyklika
Ut Unum Sint
(1995), welche
das persönliche Zeugnis des polnischen Papstes über die Unumkehrbarkeit des
ökumenischen Weges für die Katholische Kirche vortrug
17
. Während sie im ersten Kapitel
auf die wichtigsten Einblicke von UR blickt, konzentriert sich das zweite Kapitel auf den
ökumenischen Dialog und betont die Bedeutung der Taufe als Band der Einheit. Es ist
auch in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Katholische Kirche den ökumenischen
Dialog mit Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, nicht nur mit von ihr getrennten
Christen führt. Dieser Dialog ist also auf das Wachstum der Gemeinschaft im Glauben
angelegt. Hier sieht man Stufen im Wachstum, etwa wenn sie die Beziehung zu den
orthodoxen Kirchen anders als die zu den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen
und Gemeinschaften bewertet. Am brisantesten ist die Frage des Primats, welche die
Enzyklika ins Gespräch bringt. Es geht hier darum, die Frage der ökumenischen Funktion
des Amts des Bischofs von Rom in den Dienst an der Einheit der Kirche neu zu denken
18
.
Dazu fordert der Papst die Kirchen und ihre Theologen zu einem brüderlichen Dialog auf.
"Der Heilige Geist schenke uns sein Licht und erleuchte alle Bischöfe und Theologen
unserer Kirchen, damit wir ganz offensichtlich miteinander die Formen finden
können, in denen dieser Dienst einen von den einen und anderen anerkannten
Dienst der Liebe zu verwirklichen vermag. Eine ungeheure Aufgabe, die wir nicht
zurückweisen können und die ich allein nicht zu Ende bringen kann“
19
17
Mit dem II. Vatikanischen Konzil hat sich die katholische Kirche
unumkehrbar
dazu verpflichtet, den Weg der
Suche nach der Ökumene einzuschlagen (UUS 3).
18
P. Neuner, 137: "Der Papst stellt sogar fest, dass sich die Form der Primatsausübung ändern könne und müsse,
damit dieses Amt der Einheit der Christenheit dient. Er bittet die kirchlichen Verantwortlichen und die Theologen
'über dieses Thema mit mir einen brüderlichen geduldigen Dialog aufzunehmen' [UUS 96], weil er und die
römische Kirche allein diese Aufgabe nicht erfüllen können".
19
UUS, 95-96.