Perspectief 2017-37

Perspectie 58 Jeonghun Michael Shin Feierlichkeiten aus Anlass von 500 Jahren Reformation; damit beabsichtigen sie auch, sich bei dieser Gelegenheit einander wieder etwas anzunähern. Andere presbyterianische Gruppen planen verschiedene Vorträge und Publikationen, sogar den Bau einer Kirche zur Erinnerung. Die Pfingstbewegung in Korea, die seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit ihrem schnellen Wachstum Aufmerksamkeit erregt, plant ferner ein Erweckungstreffen des Heiligen Geistes anlässlich des Jubiläums. Die Feierlichkeiten zu 500 Jahren Reformation in Korea zeigen sich pan-protestantisch und die Themen der Veranstaltungen lassen sich in zwei Kategorien einordnen: Zum einen geht es darum, die historischen Ereignisse vor 500 Jahren neu zu beleuchten, um dieses Jubiläum zum Anlass für neuen Schwung für die protestantischen Kirchen zu nehmen, deren Wachstum seit Beginn des neuen Jahrhunderts stagniert. Bei der zweiten Kategorie geht es um die Reform der koreanischen Kirchen von heute, die sich vielfältigen Kritiken ausgesetzt sehen. Viele Symposien, Vorträge, Publikationen, Massenversammlungen von Gläubigen, Musikkonzerte und der Bau der Gedächtniskirche gehören zur ersten Kategorie. Derartige Veranstaltungen werden indes nicht nur von Lutheranern, sondern von vielen protestantischen Kirchen bereitwillig organisiert. Dies belegt, dass das 500-Jahr- Jubiläum der Reformation auch zum Ausgangspunkt einer Selbstreflexion und eines inneren Wachstums für viele koreanischen Kirchen genommen wird, die bislang vor allem um ein rein quantitatives Wachstum bemüht waren. Darüber hinaus fordern nicht wenige Veranstaltungen direkt zu einer Reform der protestantischen Kirchen in Korea auf. Im Januar dieses Jahres schlug die lutherische Jugendorganisation in Korea in Wittenberg eine 10 Punkte umfassende Reformagenda der koreanischen Kirche vor. Auch der Ecumenical Youth Council in Korea stellte 30 Thesen vor unter dem Titel „Reden an die koreanischen Kirchen“. Schließlich plant im Oktober The National Council of Churches in Korea neue 95 Thesen vorzustellen. Diese auffälligen Bezugnahmen auf den historischen Thesenanschlag weisen unverhohlen auf die aktuellen Probleme der koreanischen Kirchen hin: zu klerikalistische Kirchenleitung, Privatisierung der Kirchen durch dynastische Erbfolge, häufig verbunden mit einem undurchsichtigen Finanzwesen, ungenügende ethische Überzeugungskraft der Pastoren – vor allem im praktischen Leben –, verschlossener Dogmatismus, der sich nicht nur gegen Ökumene und interreligiösen Dialog richtet, sondern oft auch die Binnenkommunikation der

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