Perspectief 2017-37

2017-37 Die Reformation von Martin Luther und die protestantischen Kirchen in Korea 59 Reag eer protestantischen Kirchen beeinträchtigt, eine Trennung zwischen Glaubensleben und Gesellschaftsleben, eine gleichgültig Haltung der Kirche gegenüber gesellschaftlichen Problemen, besonders dem Konflikt zwischen Nord- und Süd-Korea. Außerdem plant der nationale Rat der Kirchen in Korea eine Bußpilgerfahrt zu Orten düsterer Momente aus der koreanischen Geschichte, wo beispielsweise Christen zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft am dortigen staatlichen Shinto-Kult teilnahmen oder wo die koreanischen Truppen während des Vietnamkrieges Übergriffe gegenüber der Zivilbevölkerung begingen. Solche Programme betrachten das Jubiläum zu 500 Jahren Reformation als Chance für eine Reform der koreanischen Kirchen. Auf der Ebene der Ökumene wird Vom Konflikt zur Gemeinschaft unter der Zusammenarbeit von Theologen beider Seiten ins Koreanische übersetzt und publiziert, eine Publikation die mit dem Untertitel Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017 von der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit 2013 herausgegeben wurde. 5. Die Reformation von Luther und die Kirchen in Korea Aus dem Überblick auf all die Veranstaltungen anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation erhellt, dass die Bedeutung und der Einfluss Luthers und seiner Reformation für die alle Protestanten und ihre Kirchen in Korea unverändert aktuell sind, unabhängig vom Gewicht der lutherischen Kirche in Korea. Luther, der vor 500 Jahre die Reformation der Kirche begann, ist eine Symbolfigur über alle konfessionellen Grenzen hinweg. Seine theologische Position, die Frage nach dem Heil der Menschen mit dem Prinzip „sola fide“ zu lösen, ist gewiss einer subjektivistischen Tendenz verhaftet, hat aber gerade deswegen vielen Koreanern im vergangenen Jahrhundert große Hilfe geleistet bei deren Suche nach dem Sinn ihres Lebens, das sich im Wirbel einer bewegten Epoche von Armut, Krieg und Umwälzung bedroht fand. Die protestantischen Kirchen in Korea finden in jüngster Zeit dank einem schwächeren Mitgliederwachstum vermehrt zu einer Phase der Selbstreflexion. Tatsächlich wirkt sich die koreanische Religiosität mit ihren schamanistischen Zügen günstig bei der Aufnahme des Christentums aus. Gleichzeitig bereitet sie aber auch Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Kernbotschaft Jesu – der Verwirklichung des heranbrechenden Himmelreichs –, bei der Verbindung des Glaubens-

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxMzI=