Perspectief 2017-37

2017-37 Die Reformation von Martin Luther und die protestantischen Kirchen in Korea 55 Reag eer der Koreaner, die in ihrer Suche nach Hilfe durch ein Absolutes weder mit den nicht verfassten Weltanschauungen wie Schamanismus oder Taoismus, noch mit den institutionalisierten Religionen wie Buddhismus oder Konfuzianismus zufrieden waren. Der christliche Gott, der Menschen liebt und für sie da ist, wurde von Koreanern als Quelle der von ihnen lang ersehnten absoluten Macht angenommen. Auch soziologische Faktoren kamen der Christianisierung zugute: Durch die japanische Besetzung (1910-1945) mit anschließender Befreiung, den Koreakrieg (1950-1953) und die Industrialisierung bzw. Urbanisierung der Gesellschaft in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind die gesellschaftlichen Traditionen der Koreaner weitgehend abgerissen. In dieser Situation haben die angestammten Religion wie Buddhismus und Konfuzianismus ihren Einfluss in der Gesellschaft allmählich verloren. Diese Leerstelle konnte das Christentum ausfüllen, nicht zuletzt als geistiges Element eines westlichen Lifestyles, der sich unter den Koreanern rapid verbreitete. 130 Jahre nachdem ein presbyterianischer und ein methodistischer Missionar aus den Vereinigten Staaten 1885 zum ersten Mal koreanischen Boden betraten, etabliert sich der Protestantismus heute als größte Religion des Landes. Nach der Volkszählung 2015 wohnen hierzulande 49 Millionen Menschen. Unter ihnen bekennen sich insgesamt 43,9 % zu irgendeiner Religion, davon sind 19,7 % die Protestanten, 15,5 % Buddhisten, 7,9 % Katholiken und 0,8 % Anhänger anderer Religionen. Innerhalb der Protestanten machen die Presbyterianer ungefähr 2/3 aus. Weitere bedeutende Strömungen des Protestantismus in Korea sind die methodistische Kirche, die Pfingstbewegung, die Heiligungsbewegung und der baptistische Bund. Die Lutheraner in Korea, die sich unmittelbar auf die Lehre von Martin Luther berufen, erscheinen als eine kleine Herde. Mit der Sendung von drei Missionaren der Missouri Synod (gegründet 1847) aus den Vereinigten Staaten nach Korea im Jahr 1958 beginnt die Geschichte der lutherischen Kirche in Korea. Sie widmet sich bis heute der Rundfunkarbeit, Publikation und Ausbreitung eines Bibelstundeprogramms. Heute hat sie 49 Gemeinden, mehr als 60 Pastoren und rund 4.000 Gläubige. Mit der gut bewahrten Liturgie und Kirchenmusik unterscheidet sie sich von anderen reformierten Traditionen. Die Lutheraner in Korea führen seit 1997 die Luther-Universität und sind in der Mission in Japan tätig. Außerdem bereiten sie die China- und Nordkoreamission vor.

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