Perspectief 2017-37

Perspectie 52 Jeonghun Michael Shin 2. Die Religionen in Korea Die Menschen in Korea sind sehr religiös. Bewusst oder unbewusst sind sie nicht in einer Religion fixiert, sondern gegenüber mehreren Religionen bzw. religiösen Richtungen offen. Das soll nicht heißen, dass die Koreaner eine synkretistische Natur hätten. Vielmehr erklärt sich das Phänomen aus der Geschichte, denn verschiedene Religionen erlebten sukzessive ihre Blütezeit in Korea. Im Folgenden werden Schamanimus, Taoismus, Buddhismus und Konfuzianimus kurz vorgestellt, die jeweils die Religiosität der Koreaner nachhaltig beeinflussten. Danach soll versucht werden, die Gründe für den erstaunlich schnell eingetretenen Erfolg der christlichen Mission in Korea zu analysieren. Die Koreaner sollen ursprünglich aus dem Altai-Gebirge stammen und nach Osten gewandert sein, bis sie die koreanische Halbinsel besiedelten. Das koreanische Volk ist nicht nur mit den Völkern aus der Herkunftsregion sprachlich verwandt, sondern weist auch in religiöser Hinsicht Ähnlichkeiten auf, die vor allem im Schamanismus zum Ausdruck kommen. Der Schamanismus ist im sibirischen, türkischen und tungusischen Raum weit verbreitet. Schamanen bzw. „Mudang“ sind Mediator zwischen Geistern und Menschen, beschwichtigen jene und schützen die Menschen vor Unheil durch Beschwörungen, versprechen den Menschen Gesundheit und Wohlbefinden und sagen ihre Zukunft voraus. Sie spielten in der Antike auch eine große Rolle für die gesellschaftliche Integration. So ist zu vermuten, dass das erste koreanische Königreich Go-Joseon (24.-1. Jh. v. Chr.) mithilfe von Schamanismus theokratisch geführt wurde, weil die Bezeichnung der politischen Führer des Reichs, „Dangun“ ähnlich lautete wie „Dangol“, einem Synonym für „Mudang“. Die theokratische Herrschaft von Go-Joseon setzte sich auch in den nachfolgenden Perioden fort. Obwohl die Königreich Silla (57 v. Chr.-935 n. Chr.) und Goryeo (918-1392) den Buddhismus eifrig aufnahmen und ihn später zur Staatsreligion erhoben, wurde der Himmelskult unter der Leitung des Königs noch für die Mitte der Goryeo-Dynastie dokumentiert. Seit dem letzten Jahrhundert gewinnt eine aufgeklärte Weltanschauung im koreanischen Alltag zunehmend die Oberhand. Daher wird der Schamanismus von mehr und mehr Zeitgenossen als abergläubisch angesehen und seine Haltung kritisiert, Problemlösung und Erlangung von Wohlstand nicht durch

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