Perspectief 2017-37

2017-37 Impulse aus der Reformation für die Zukunft der Kirche 29 Reag eer Man kann jetzt schon sagen, dass die Idee, das Jahr 2017 mit einer zehnjährigen Vorbereitungsphase anzugehen, ein Erfolg war, weil sie für eine hinreichend differenzierte Wahrnehmung der Reformation sorgte. 3. Der ökumenische Horizont Gewachsen ist in diesen zehn Jahren nach anfänglichen Berührungsängsten die ökumenische Gemeinschaft unter dem Motto „Healing of Memories“. Das Gemeinsame wird betont, das Unterscheidende profiliert, das Trennende als Aufgabe gesehen. Gegenseitige Verletzungen werden benannt, ohne dass eine der beiden Seiten vor der anderen zu Kreuze kriecht oder mit gegenseitigen Schuldzuweisungen der Graben noch vertieft wird. Darüber herrscht ein beachtlicher Konsens, der sich in einer großen Anzahl ökumenischer Gottesdienste auf allen kirchlichen Ebenen ausdrückt. Immer aber drückt ein sprachlicher Unterschied die unterschiedliche Bewertung der Reformation aus: Römische Katholiken sprechen eher vom „Reformations gedenken “ statt vom „Jubiläum“. In der diplomatischen Sprache der Ökumene wird das Reformationsjubiläum als „Christusfest“ gefeiert, und auch von katholischer Seite wird Luther nicht mehr nur als der „Spalter“ gesehen, sondern als Glaubenszeuge, der bis heute gültige Anfragen an die etablierte Kirchlichkeit stellt. Zugleich steigt das Bewusstsein dafür, dass auch die Gestalt der heutigen römisch-katholischen Kirche in gewisser Hinsicht eine Folge der Reformation ist. 4. Der globale Horizont Auch für den Tourismus war die Lutherdekade von großem Interesse: Liegen doch die Kernländer der Reformation und die entscheidenden Orte im Osten Deutschlands, wo die Entkirchlichung am weitesten vorangeschritten ist. Das mag gelegentlich seltsame Blüten treiben, hat aber zu einer neuen Aufmerksamkeit auf dieses bedeutende Ereignis europäischer und globaler Geschichte geführt. Das gipfelt im Sommer 2017 in der Wittenberger „Weltausstellung der Reformation“. Und so muss auch die globale Dimension benannt werden: Es ist das erste Reformationsgedenken, das weltweit begangen wird und nicht auf Deutschland und die Kernländer der Reformation beschränkt

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