Perspectief 2016-34

Perspectief 10 Prof. dr. Veronika Hoffmann zu treffen. Hier kann es auch zu Vermischungen, problematischen Schräglagen u.ä. kommen. z.B. kann die Studentin meine Benotung als Missachtung ihrer Person missverstehen. So ist das „als“ der dreistelligen Anerkennung einerseits wichtig, weil sich mit seiner Hilfe annäherungsweise drei verschieden Gestalten von Anerkennung unterscheiden lassen, wie ich es im Folgenden tun will. Andererseits wird sowohl auf die Bedeutung wie auch auf die Grenzen solcher Differenzierungen noch einmal zurückzukommen sein. Drei Gestalten der Anerkennung 6 1. Anerkennung von Sachverhalten, Werten, Positionen. Wir erkennen Sachverhalte an als wahr, richtig, konsensuell, hilfreich, gültig … Wenn wir bspw. einen Anspruch als berechtigt anerkennen, dann ergibt sich aus den Tatsachen plus der Rechtslage. Oder wir erkennen eine studentische Leistung von einer anderen Uni als äquivalent mit einer Leistung an der eigenen Uni an. Im ökumenischen Kontext dürfte ein bedeutsamer Fall die wechselseitige Anerkennung von Taufen als gültig sein. Oder auch: Aus der Klärung dessen, was eine Kirche ist, ergibt sich, welche christliche Gemeinschaft als Kirche anerkannt werden kann und welche nicht. Das Beispiel zeigt jedoch zugleich eine Grenze, denn hier ist offensichtlich noch Anderes im Spiel als nur eine Anerkennung von Sachverhalten und ihre Folgen. 2. formale Anerkennung (Personen oder Institutionen, Rechte etc.). Anerkennung kann sich zweitens auf einer formalen Ebene abspielen: Ein Staat erkennt jemanden als seinen Bürger an, d.h. eine Institution verhält sich anerkennend gegenüber einem Individuum. Es können auch Institutionen einander anerkennen, z.B. kann der Süd Sudan als Staat innerhalb der 6 Im Hintergrund der folgenden Strukturierung stehen Anregungen aus Arto Laitinen, „Zum Bedeutungsspektrum des Begriffs "Anerkennung": Die Rolle von adäquater Würdigung und Gegenseitigkeit.“ in Anerkennung (s. Anm. 2).; Ikäheimo, Anerkennung ; Axel Honneth, Kampf um Anerkennung ; Beate Bengard, Rezeption und Anerkennung : Die ökumenische Hermeneutik von Paul Ricœur im Spiegel aktueller Dialogprozesse in Frankreich. Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie 151 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015); Risto Saarinen, „Anerkennungstheorien und ökumenische Theologie.“ in Ökumene - überdacht (s. Anm. 3), ohne dass ich eines der Konzepte hier einfach übernehme.

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