Perspectief 2016-31

2015-31 Das Ringen um ein ökumenisches Reformationsgedenken in Deutschland 27 Reag eer Einigkeit der christlichen Kirche, daß allenthalben gleichförmige Zeremonien, von den Menschen eingesetzt, gehalten werden […].“ Und schließlich sehe ich auch in der Berufung des Augsburger Bekenntnisses auf die drei altkirchlichen Bekenntnisse einen deutlichen Hinweis auf die Einheit der universalen Kirche im ökumenischen Horizont. Diese Berufung soll ja gerade zeigen, dass es sich bei der evangelischen Kirche nicht um eine neue Kirche handelt, sondern um eine, die auf dem Boden der Apostolizität gründet! Insofern steht es für mich außer Frage, dass das Reformationsjubiliäum keine Feier der evangelischen Kirchen sein darf, sondern als gesamtkirchliches, ökumenisches Ereignis gewürdigt werden muss. Die Vielfalt der Escheinungsformen der einen Kirche wird dabei nicht nur als Bereicherung verstanden, sie ist auch als Ausdruck der Tatsache, dass unter den Bedingungen der gefallenen, durch Gottes Verheißung versöhnten Schöpfung keine Gestalt der Kirche für sich beanspruchen kann, die einzige Gestalt der Wahrheit zu repräsentieren. Vielmehr dienen die Kirchen in wechselseitiger Verstärkung und Kritik dem Prozess der Erkenntnis der Wahrheit. Kirche ist „corpus permixtum“, in dem jedes Glied an der Wahrheit partizipiert und zugleich in seiner Beschränkung erkennbar wird. Das relativiert nicht die einzelnen Kirchen gegeneinander, sondern wertet sie miteinander auf. 2.2 Die Ämter und die evangeliumsgemäße Gestalt der Kirche Das bedeutet aber nicht, dass die Gestalt einer sichtbaren Kirche beliebig oder allein den historischen Umständen verdankt ist. Wir müssen davon ausgehen, dass es Gestalten der Organisation „Kirche“ gibt, die dem Evangelium näher stehen als andere, und dass es auch dem Evangelium hinderliche Gestalten von Kirche gibt. Das war ja der institutionenkritische Ansatz Luthers! Hier möchte ich – für manche vielleicht überraschend – den Verwerfungssatz der III. sowie die IV. These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 zitieren, die ja genau aus einer Zeit stammen, wo die evangelischen Kirchen in der Gefahr standen, sich auf eine dem Evangelium wiedersprechende Weise zu organisieren:

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