Perspectief 2016-31

Perspectief 26 Bisschop Prof. Dr. Martin Hein 2. Die Gemeinschaft der Kirchen aus protestantischer Sicht 2.1 Die eine Kirche in vielen Gestalten: Sichtbare und unsichtbare Kirche Ein wesentlicher Ertrag der Reformation kann aus evangelischer Sicht unter unserer heutigen Fragestellung so formuliert werden: Es gibt nur die durch das Wort Gottes gestiftete eine, heilige, apostolische und katholische Kirche , die geschichtlich in unterschiedlichen Gestalten auftritt. Nach evangelischem Verständnis ist dafür die Unterscheidung der sichtbaren und unsichtbaren Kirche konstitutiv. Die Identifikation einer historisch gewachsenen Gestalt der Kirche mit der Kirche schlechthin ist für uns nicht denkbar. Das ist eine wesentliche Einsicht der Reformation, hinter die wir nicht zurück können. Vor allem die eine Taufe ist bis heute das einigende Band, das die universale Gemeinschaft aller Christen in den unterschiedlichen Kirchen konstituiert. Hier halte ich die – im wesentlich auf Melanchthon zurückgehende – Minimaldefinition der auf Verkündigung und Sakramentsverwaltung und dem einen Predigtamt beruhenden Kirche in der Confessio Augustana nach wie vor für eine starke Grundlage einer ökumenischen Verständigung – gerade weil sie ein kritisches Minimum formuliert. CA V: Solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakramente gegeben, dadurch er, als durch Mittel, den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, wo und wann er will, in denen, die das Evangelium hören, wirkt, welches lehrt, daß wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott haben, so wir solches glauben. CA VII: Es wird auch gelehrt, daß alle Zeit müsse eine heilige christliche Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden. Denn dieses ist genug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirche, dass da einträchtig nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht nötig zu wahrer

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