Perspectief 2018-41

2018 - 41 Gab es einen Dritten Weg 19 Reag eer basierte, war damit gescheitert. Stattdessen sprach man nun in Genf davon, wie notwendig die “Globalisierung” des ökumenischen Menschenrechtsengagements sei und betonte dabei die Interdependenz von individuellen und sozialen Menschenrechten. 4. Eingeschränkte Handlungsspielräume und globale Dimensionen Die hier geschilderten Entwicklungen werfen die Frage nach den Handlungsspielräumen der ökumenischen Akteure auf. Sehr viel deutlicher als noch in den 1990er Jahren lässt sich mittlerweile belegen, wie sehr kirchliche Repräsentanten aus den sozialistischen Mitgliedskirchen auf der ökumenischen Bühne politischen Weisungen folgten und die Plattform des Ökumenischen Rates der Kirchen als ein Forum zur Profilierung sozialistischer Außenpolitik betrachteten. Nur sehr, sehr selten konnten sie ohne staatliche Aufsicht und Führung auf den ökumenischen Zusammenkünften agieren oder ökumenische Kontakte gestalten. Das gilt in besonderer Weise für die Repräsentanten der orthodoxen Kirchen aus den ehemals kommunistischen Ländern. Erst jüngst erklärte zudem Patriarch Filaret, das Oberhaupt der Ukrainisch Orthodoxen Kirche, dass alle Hierarchen der Russisch Orthodoxen Kirche mit dem KGB zusammengearbeitet hätten. 17 Ähnliches belegt Momchil Metodiev in seiner auf ausführlichen Archivrecherchen beruhenden Studie zur Bulgarisch Orthodoxen Kirche. 18 Die enge Verflechtung von östlichen Kirchen mit dem Staat und den Geheimdiensten allein reicht jedoch nicht aus, um die Osteuropapolitik des Weltkirchenrates und sein öffentliches Schweigen zur Menschenrechtspolitik der Sowjetunion seit den 1960er Jahren zu erklären. Sprangen die linksintellektuellen kirchlichen Milieus des Westens tatsächlich einfach auf den Modezug des „Sozialismus“ auf und verschlossen – naiv oder ideologisch motiviert – ihre Augen vor den repressiven Lebensumständen des Christentums in Mittel- und Osteuropa? Die dazu von der deutschen Historikerin Hedwig Richter vertretene These, dieses Ausblenden sei Ergebnis eines im Zeichen der Krise etablierten neuen Legitimationsmythos von „Revolution“ und „Änderung“, überzeugt dabei nur bedingt. 19 Denn Richter nimmt die Säkularisierung der westlichen Gesellschaften als Ausgangspunkt ihrer Argumentation. Die seit den späten 1960er Jahren im Ökumenischen Rat der Kirchen vertretenen Stimmen eines demokratischen Sozialismus, einer revolutionären Aufgabe der Kirche oder einer an den Armen orientierten Befreiungstheologie kamen jedoch freilich

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