Perspectief 2018-41

Perspectief 18 Dr. Katharina Kunter und Osteuropa vertreten wurden, verhinderten daher klare Stellungnahmen oder sogar eine einheitliche Strategie. Dabei standen auf der einen Seite diejenigen, die für eine offene Diskussion des ÖRK über die Verletzung der Religionsfreiheit in der UdSSR, aber auch in den anderen osteuropäischen Staaten plädierten. Hierzu gehörten z.B. der Generalsekretär der Nederlandse Hervormde Kerk, Albert van den Heuvel, oder der Direktor der ÖRK- Abteilung „Faith and Order“, Lukas Vischer, als auch Mitglieder des schweizerischen Instituts „Glaube in der 2. Welt“ und des britischen Keston College. Sie alle versuchten, sich durch Briefe und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für sowjetische Dissidenten, verfolgte oder inhaftierte Kirchenmitglieder bei den verantwortlichen Politikern einzusetzen und bemühten sich um persönliche Kontakte mit Oppositionellen und Kritikern. Erfolgreich waren ihre Bemühungen im Ökumenischen Rat der Kirchen insofern, als dieser auch auf ihren Druck hin nach Nairobi 1976/77 zwei große KSZE-Kolloquien in Montreux über Inhalte und Auswirkungen der Schlussakte von Helsinki und die Verletzungen der Religionsfreiheit ausrichtete. Dieser stärker konfrontative Ansatz erfuhr jedoch viel Kritik, beispielsweise von Leopoldo Niilus und Dwain Epps, den beiden Führungskräften in der CCIA. Ihrer Meinung nach war es wichtiger, die offizielle Position der Russisch-Orthodoxen Kirche zu stärken, da sonst schnell die kirchliche Gemeinschaft zerstört werden könne, und den Betroffenen eher Schaden als Nutzen zugefügt würde. 15 Zudem wollte man bei der CCIA die Religionsfreiheit nur im Kontext der gesamten Menschenrechte und in ihren globalen Bezügen betrachten und auf keinen Fall als ein separates oder primäres Anliegen, dem außerdem von Ländern der Dritten Welt der Vorwurf des Eurozentrismus gemacht werden konnte. 16 Nach den beiden Konsultationen über die Rolle der Kirche im KSZE-Prozess in Montreux 1976/77 zeichnete sich allmählich die zukünftige außenpolitische Linie des ÖRK ab: Demnach war öffentliche Kritik und Auseinandersetzung mit der Russisch Orthodoxen Kirche und den anderen Kirchen aus sozialistischen Ländern abzulehnen, da dies die bestehenden Fronten weiter verhärte. Vielmehr sollte den Kirchen in den mittel- und osteuropäischen Ländern Gelegenheit gegeben werden, ihre ökumenische Dialogfähigkeit unter Beweis zu stellen. Die Formulierung einer ökumenischen Menschenrechtspolitik des Ökumenischen Rates der Kirchen, die auf der Universalität der Menschenrechtsidee

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxMzI=