Perspectief 2018-41

2018 - 41 Gab es einen Dritten Weg 15 Reag eer Jahrhundert eine grundlegende und offene Frage. Vor allem bei den Debatten im Ökumenischen Rat der Kirchen um die Menschenrechte und die Religionsfreiheit in Mittel- und Osteuropa sowie über die Friedenssicherung in Europa zeigte sich, dass sich diese Themen nicht unabhängig von den konkreten politischen Kontexten ihrer kirchlichen Vertreter diskutieren und gestalten ließen. Sie wurden zu einer Zerreißprobe für den Ökumenischen Rat der Kirchen und lähmten in vielerlei Hinsicht engagierte Solidarität oder mutige Initiativen. 3. Der Ökumenische Rat der Kirchen in der Ära der Détente Mit dem Tod des sowjetischen Staats- und Parteichefs Stalin 1953 veränderte sich das politische Klima in Ost- und Westeuropa. Die lange, grausame Zeit der stalinistischen Verfolgungen und Repressionen ging zu Ende; Stalins Nachfolger Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und Leonid Breschnew versprachen eine neue politische Orientierung. Die Idee einer „Friedlichen Koexistenz“ zwischen West und Ost, der Entspannung und der Détente wurde zur neuen außenpolitischen Prämisse der sozialistischen Außenpolitik. Ihr Kernelement war die Annahme des Status Quo in Europa, die beiden Supermächte UdSSR und USA sollten also die Realität des geteilten Europas akzeptieren. Auf der politischen Ebene wurden hierfür die multilateralen Europäischen Sicherheitskonferenzen, an denen 35 Staaten, darunter die USA und Kanada, teilnahmen, maßgeblich. Sie begannen 1973 und wurden später unter dem Namen „Konferenzen für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE)“ bekannt. Ihren Abschluss bildete die Schlussakte von Helsinki 1975. Sie eröffnete eine neue, innereuropäische Dynamik eröffnete. Vor diesem Hintergrund richteten sich auch die Kirchen in Europa und die Ökumene neu aus. Der KSZE-Prozess, nach 1975 auch als Helsinkiprozess bezeichnet, eröffnete dabei neue Möglichkeiten der Ost-West-Begegnungen, die nun langsam, aber in vielerlei Hinsichten einfacher und unkomplizierter wurden. Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit konnten nahezu alle osteuropäischen Kirchen Delegierte zu ökumenischen Treffen im Ausland schicken. Das brachte einen Schub in die internationale Konferenzökumene und ermöglichte zugleich eine stärkere Professionalisierung der repräsentativen Ökumene. Das anfangs von der Sowjetunion hineingebrachte politische Stichwort von der „Friedlichen Koexistenz“ zweier feindlich gegenüberstehender Systeme kennzeichnete nun unzählige

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