Perspectief 2017-37

2017-37 27 Impulse aus der Reformation für die Zukunft der Kirche (aus evangelischer Sicht) 1 Bisschop Martin Hein 1. Umstrittene Reformation Die Reformation ist umstritten: Was feiern wir, wer feiert, wie feiern wir? Diese Diskussion wird auf allen Ebenen geführt: innerprotestantisch und ökumenisch, in der Wissenschaft, in der Politik sowie zunehmend in der medialen Öffentlichkeit. Dahinter steht die Frage, welches der Ertrag der Reformation ist, was genau „Reformation“ bedeutet und wer letztlich der Träger der Reformation war. Das zeigte sich schon zu Beginn der Vorbereitungen zum Jahr 2017 daran, dass sowohl vom „Lutherjubiläum“ als auch vom „Reformationsjubiläum“ die Rede war. Die „Dachmarke“ des Jubiläums zeigt ein Porträt Martin Luthers: Das ist für manche bereits Ausdruck eines Personenkultes, der dem Phänomen „Reformation“ nicht gerecht werde. Den reformierten Kirchen erschien es als eine Verkürzung und eine Vereinnahmung, das Reformationsjubiläum nur auf Luther zu reduzieren. Die Kirchen in täuferischer Tradition und die Freikirchen können sich in einem „Lutherjubiläum“ auch nicht so recht wiederfinden, obwohl oder gerade weil sie sich als Kirchen der Reformation verstehen. Umstritten ist natürlich auch die Person Martin Luthers. Wie noch bei keinem Reformationsjubiläum wurden seine dunklen Seiten betont und bearbeitet, allem voran sein Antisemitismus und seine unbeugsame Haltung im Bauernkrieg sowie sein schwer fassbares Verhältnis zur weltlichen Obrigkeit. Stellt die Integrität seiner Person die 1 Vorlesung beim Treffen mit dem Bistum ‘s-Hertogenbosch und der Protestantse Kerk (Noord-Brabant en Limburg) vom 18. bis 20. April 2017 in Hofgeismar .

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