Perspectief 2016-34

2016-34 7 Vielfältige Anerkennungsprozesse und die Frage nach ihrer theologischen Basis Prof. dr. Veronika Hoffmann Eine doppelte Problemstellung Gibt es so etwas wie einen genuin theologischen Begriff der Anerkennung? Die Frage ist, soweit ich sehen kann, explizit bisher wenig bearbeitet. Das mag zunächst nicht weiter verwundern, sind doch die Möglichkeiten der Anknüpfung an außertheologische Anerkennungskonzepte reichhaltig und komplex genug. Dennoch scheint es mir sinnvoll, die Frage zu stellen – und sei es, um dem Verdacht zu wehren, die Theologie greife mit der Rede von der Anerkennung ein philosophisches und sozialwissenschaftliches Kernkonzept auf, könne aber nicht zeigen, worin dessen wesentlicher Mehrwert für die Theologie liege. Ich möchte demgegenüber die These vertreten, dass Anerkennung ins Zentrum der christlichen Theologie gehört, insofern sich Rechtfertigung als Anerkennung lesen lässt. 1 Das soll nicht heißen, dass Rechtfertigung nur so zu verstehen wäre. Aber es scheint mir eine mögliche und hilfreiche Lesart zu sein – von Rechtfertigung ebenso wie von Anerkennung. Allerdings lässt sich dieses Verständnis von Rechtfertigung als Anerkennung nur plausibilisieren, wenn man sich dabei auf eine bestimmte, genauer zu fassende Form von Anerkennung bezieht. Der Anerkennungsbegriff ist sehr vielschichtig, man könnte fast von einer Polysemie sprechen. Und der theologische Anerkennungsbegriff, den ich im Rechtfertigungskontext skizziere, ist m.E. auf bestimmte 1 Ich habe das ausführlicher dargelegt in Veronika Hoffmann, Skizzen zu einer Theologie der Gabe : Rechtfertigung – Opfer – Eucharistie – Gottes- und Nächstenliebe (Freiburg: Verlag Herder, 2013), 285- 346.

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