Perspectief 2016-34

2016-34 15 Com ment Vielfältige Anerkennungsprozesse und die Frage nach ihrer theologischen Basis Anerkennung“. Denn sie wirkt, was sie vollzieht: Der Sünder wird gerecht in den Augen Gottes; und diese schöpferische Macht wirkt weiter mit dem Ziel ihrer Vollendung in der vollendeten Gemeinschaft des Menschen mit Gott. Damit haben wir eine genuin theologische Gestalt der Anerkennung vor uns, die sich zugleich nicht völlig vom philosophischen und sozialwissenschaftlichen Sprachgebrauch abkoppelt. Und sie kann auch auf Seiten der Theologie der fundamentalen Bedeutung von Anerkennung für das Menschsein Rechnung tragen. Fazit und offene Fragen Was ergibt sich daraus für die Frage nach Anerkennung im Kontext der Ökumene? Meine Überlegungen hierzu müssen sich auf zwei Thesen und eine Frage beschränken. These 1: Gottes schöpferisch verkennende Anerkennung bezieht sich offensichtlich nicht auf Sachverhalte und ist auch keine formale oder institutionelle, sondern gehört eindeutig in den 3. Bereich, den ich grob als „interpersonal“ etikettiert habe. Wenn wir als Christen aus dieser Grund-Anerkennung leben, dann könnte das für unser Selbstverständnis heißen: Wir sind nicht in erster Linie „Kirchenmitglieder“ sondern eben solche, die sich zutiefst als anerkannt erfahren dürfen. Und es könnte folglich zur genuinen Gestalt christlicher Ökumene gehören, dass sie nicht auf die anderen beiden Anerkennungsgestalten reduziert werden kann, indem sie nur über Sachfragen und institutionelle Prozesse spricht. These 2: Meine Differenzierung der Anerkennungsgestalten war jedoch auch dem Anliegen geschuldet, hier nicht zu kurz zu springen: Es scheint mir auch nicht tragfähig, die interpersonale Anerkennung zum „Eigentlichen“ der Ökumene zu erklären und die anderen Prozesse abzuwerten. Vielleicht wären vielmehr die Unterschiede zwischen den Bereichen bewusst wahrzunehmen – wie auch Überlappungen, Spannungen, verschiedene Geschwindigkeiten. Und es ließe sich differenziert beobachten, wo welche Gestalt der Anerkennung möglich oder verfrüht, unehrlich oder geboten ist. Abschließend möchte ich fragen: Könnte es eine Gestalt der Anerkennung in der Ökumene geben, die Gottes „nicht-identifizierende Anerkennung“ nachahmt, indem sie den anderen

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