Perspectief 2018-41

2018 - 41 Gab es einen Dritten Weg 13 Reag eer Kontext ebenfalls immer wieder den Einfluss und die ambivalente Rolle der Ökumene und des Ökumenischen Rates der Kirchen streifte. 5 Daneben trat vor allem die Theologische Fakultät in Helsinki mit unterschiedlichen Projekten und Einzelstudien zu der Ökumene und den Kirchen im Kalten Krieg hervor. 6 Einen besonderen Forschungsschwerpunkt bildeten hier naturgemäß einerseits die auswärtigen Beziehungen sowie die kirchlichen und theologischen Austauschprozesse und Perzeptionen der finnisch-lutherischen Kirche zu den Kirchen im kommunistischen Herrschaftsbereich. Doch von diesen internationalen Projekten der 1990er Jahre abgesehen, dominieren seitdem entweder kirchengeschichtliche Einzelstudien das Feld oder haben sich Historiker des Themas angenommen. 7 Die Struktur, die Mission und die komplexen Handlungs- und Diskursebenen des ÖRK sind dabei allerdings von außen offensichtlich weniger gut zu erfassen. Die folgenden Ausführungen geben vor diesem Hintergrund einen Überblick über die Rolle des Ökumenischen Rates der Kirchen im Kalten Krieg. Dazu wird zunächst 1) auf das mit der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 einhergehende Dilemma einer Ökumene zwischen Ost und West in der Frühphase des Kalten Krieges in den späten 1940er und 1950er Jahren eingegangen. Sodann wird 2) der Blick auf die Position des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Zeit der Entspannungsphase seit den späten 1960er Jahren gerichtet und 3) die Frage der politischen Instrumentalisierung des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Zeit des Kalten Krieges erörtert. 2. Der Kalte Krieg als Metageschichte des Ökumenischen Rates der Kirchen Der Ökumenische Rat der Kirchen (auch Weltkirchenrat genannt) ist ein weltweiter Kirchenzusammenschluss, der im August 1948 in der Formierungsphase des Kalten Krieges 1948 in Amsterdam gegründet wurde. Durch seine mehr als 349 Mitgliedskirchen deckt er ein breites konfessionelles Spektrum ab; zu ihm gehören eine Vielzahl unterschiedlichster protestantischer Kirchen weltweit sowie anglikanische und orthodoxe Kirchen, aber auch Kirchen, die sich der Pfingstbewegung zuordnen lassen (die Katholische Kirche ist allerdings kein Mitglied). Der Weltkirchenrat ist in mehr als 140 Ländern, in allen sechs Kontinenten, vertreten, und repräsentiert mehr als 572 Millionen Christen, wobei der größte Teil aus Europa stammt. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist also sowohl eine

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