Perspectief 2018-41

2018 - 41 11 Reag eer Gab es einen Dritten Weg? Der Ökumenische Rat der Kirchen im Kalten Krieg Dr. Katharina Kunter In einem persönlichen Rückblick hat der jahrelang in unterschiedlichen Gremien und Gruppen der europäischen Ökumene engagierte protestantische Theologe Laurens Hogebrink aus den Niederlanden vor einiger Zeit selbstkritisch festgehalten: 1 „(...) Unumstritten ist heute, dass in den 40 Jahren des Kalten Krieges das kirchliche Leben Osteuropas weitgehend von den kommunistischen Regimen behindert wurde, in der ehemaligen Sowjetunion sogar 70 Jahre lang. Weniger wird gesehen, wie sehr die weltweite Ökumene dadurch mitbehindert war. Das Bewusstsein, dass die Ökumene nach der „Wende“ in Europa von 1989 eigentlich vor einem Neuanfang stand, war damals kaum anwesend.“ Hogebrink, einer der wenigen engagierten protestantischen Ökumeniker, der nicht nur frühzeitig ein Gespür für die politischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa seit den 1980er Jahren entwickelt hatte, sondern auch über zahlreiche – und nicht nur offizielle – kirchliche Kontakte in Mittel- und Osteuropa verfügte, thematisierte hier ein schwieriges ökumenisches Thema. Seine Kritik lautete: Nicht nur die mittel- und osteuropäischen Kirchen und ihre kirchlichen Repräsentanten wurden von der sozialistischen Parteipolitik instrumentalisiert und hatten deshalb nur wenig eigenen Gestaltungsspielraum. Sondern der Systemkonflikt zwischen Ost- und West und die Einbindung in die Bipolaritäten des Kalten Krieges begrenzte auch die Wirkmächtigkeit ökumenischer Institutionen wie beispielsweise die des Ökumenischen Rates der Kirchen, die der Konferenz Europäischer Kirchen oder auch der konfessionellen Weltbünde wie etwa des Lutherischen Weltbundes. Alle diese Organisationen gehören zur im weltweiten Protestantismus verwurzelten und in der Mitte des 20. Jahrhunderts gegründeten institutionellen Ökumenischen Bewegung und residieren in Genf.

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